Tag des Ungehorsams

26. September

 

Am 26. September 1983 verhinderte Oberstleutnant Stanislaw Petrow durch einen Akt des Ungehorsams den Atomkrieg.

Durch diese Tat hat Petrow die Welt gerettet. Das haben wir am 26. September 2018 gemeinsam gefeiert.

Wir erzählten die Geschichte rund um Stanislaw Petrow und eröffneten die beiden Ausstellungen „Cartooning for Peace - Alle sind Migranten" und „Cartoons zu Flucht, Grenzen, Menschenrechte".

Dazu gab es eine Überraschungsperformance von DJ Martinez.

Mittwoch, 26. September 2018
Ort: Schule des Ungehorsams, Tabakfabrik Linz, Bau 1, 1. Stock, B-C, 4020 Linz

Mit Gerhard Haderer, Jürgen Kaumkötter (Zentrum für verfolgte Künste), Karl Schumacher (Experte für die Geschichte rund um Stanislaw Petrow) und Dr. Leo Ensel (Konfliktforscher und Interkultureller Trainer für den postsowjetischen Raum)

 

26. September 1983
Der Tag, an dem die Welt vor der nuklearen Eskalation stand ...

Die Zeit des Kalten Krieges: Die Supermächte USA und UdSSR standen sich aufgerüstet mit Atomraketen und unter hoher militärischer Anspannung gegenüber. Am 26. September 1983 war Oberstleutnant Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow diensthabender Offizier. Seine Routinetätigkeit bestand darin, die Daten eines Satelliten, der Aufnahmen von Nordamerika machte, im Auge zu behalten, dieses Frühwarnsystem sollte Raketenstarts aus unterirdischen Silos im mittleren Westen erfassen und melden. Als plötzlich der Alarm ertönte und die Systeme einen nuklearen Angriff meldeten, deutete nichts auf eine Fehlfunktion hin. Petrow bewahrte dennoch Ruhe und sah sich die Satellitenbilder an. In den USA ging zu diesem Zeitpunkt gerade die Sonne unter, die Abschussbasen lagen in der Abenddämmerung verborgen, und auf den Bilder wimmelte es nur so von Lichtpunkten. Darin einen Raketenstart zweifelsfrei auszumachen war praktisch unmöglich, also ignorierte Petrow den Computer und sperrte das System. Kaum hatte er das getan, registrierte der Computer einen weiteren Abschuss. Petrow musste nun seinen Vorgesetzten melden, dass er den Satelliten ein zweites Mal übergehen wollte, da es sich hierbei um einen Fehlalarm handeln musste. Noch bevor er den Hörer auflegen konnte, dröhnte der Alarm erneut und der Computer meldete einen dritten Raketenstart. Der Kalte Krieg stand unmittelbar davor, der dritte Weltkrieg zu werden, nur Stansilaw Petrows Besonnenheit verhinderte den sofortigen atomaren Gegenschlag. Petrow wusste, dass die US-Raketen 12min brauchen würden, um den sowjetischen Luftraum zu erreichen. Während dieser Zeit registrierte der Computer zwei weitere Raketenstarts, demnach waren nun scheinbar fünf Raketen unterwegs. Petrow aber vertraute seiner Intuition mehr als den Daten aus dem Computer - wenn die USA tatsächlich angreifen würden, wäre das bestimmt ein Massenstart und nicht einzelne Abschüsse - und missachtete damit geltende Befehle. Stanislaw Petrows Instinkt erwies sich als richtig. Die fünf Raketen waren nichts anderes als eine Fehlfunktion der Software, die das Licht der untergehenden Sonne, das von hoch stehenden Wolken direkt in die Infrarotsensoren des Satelliten reflektiert wurde, als Raketenstarts interpretierten. Petrow wurde später wegen seines Ungehorsams an jenem schicksalshaften Tag aus dem Militärdienst entlassen, sein außergewöhnliches Verhalten blieb bis zum Ende der Sowjetunion ein Staatsgeheimnis. Der Westen erfuhr erst 1998 von diesem Ereignis und wie knapp die Welt vor dem Atomkrieg stand. Stanislaw Petrow ist am 19. Mai 2017 im Alter von 77 Jahren verstorben.